"In Sich", Speckstein, 2014

Darf ich mich vorstellen:

 Ich bin Speckstein, ein sehr weicher Stein.

Auf der Mohsschen Härteskala erreiche ich die Stufe 1, während Diamant das härteste Mineral mit  der   Stufe 10 ist.

Ich bestehe hauptsächlich aus den Mineralien Talk und Magnesit, bin auch unter den Namen Seifenstein, Soapstone und Steatit bekannt.

 

 Gemahlener oder pulverisierter   Speckstein wird Talk oder auch Talkum genannt. Die natürliche, noch unbearbeitete Oberfläche von mir fühlt sich weich und etwas rutschig an. Ich habe eine sehr weiche Struktur und dennoch eine sehr hohe Dichte. Ich bin genau so schwer wie Granit.

 

Ich enthalte oft Einschlüsse von anderen Mineralien, wie Serpentin und Chlorit manchmal auch weitere mineralische Beimengungen. Das macht meine Vielfalt in der Farbgebung aus und birgt so manche Überraschung bei meiner Bearbeitung und im Endergebnis.

 

Seit Jahrtausenden werde ich zur Herstellung von Kunst- und Gebrauchsgegenständen verwendet und wegen meiner hervorragenden Wärmeleit- und Speichereigenschaften auch zum Ofenbau. Hält man mich zum Bearbeiten in der Hand, weiss man warum....

 

Die für die Skulpturen verwendeten Specksteine stammen überwiegend aus Brasilien. Unbearbeitet wirken wir Alle zunächst eher unscheinbar. Unsere Farben und Strukturen zeigen wir beim Bearbeiten und erst zuletzt als wunderbare Überraschungen beim letzten Schliff und Polieren.

 

Alabaster

Nun stelle ich mich vor: Der Alabaster.

Ich bin etwas härter als der Speckstein. Auf der Mohsschen Härteskala liege ich in etwa bei 1,5 bis 2.

 

Ich bin ein Halbkristall aus Gips. In der Erde werde ich in größeren Knollen gefunden. Feine Haarrisse sind charakteristisch für mich.

 

Ich gelte als das Gips der Götter und bin, neben dem Speckstein, das älteste Bildhauermaterial.

 

Besonders viele Gefäße aus Alabaster wurden in der oberägyptischen Stadt Alabastron

gefunden. Daher habe ich meinen Namen.

 

Ursprünglich bin ich Meerwasser: Durch Verdunstung konzentrieren sich Salze so stark, dass sie abgeschieden werden und einen marmorähnlichen Stein bilden.

 

Meist sind wir weiß aber auch schwach gelblich, rötlich grau, schwarz gefärbt, gewölkt oder geädert.

 

 Man findet uns heute in Deutschland, Österreich, in der Schweiz, in England, in Spanien, Italien und Ägypten.

 

In der Bearbeitung bin ich genau so sensibel wie der Speckstein.

   Meine Farben zeige ich ebenfalls erst   beim Schliff und beim Polieren.

 

 

 "Schüchterner Engel", Alabaster, 2016

Speckstein                    und                       Alabaster


Wir sind uralt und haben lange in der Erde auf unseren Abbau gewartet.

Wir fordern zur Langsamkeit auf, brauchen Geduld, Aufmerksamkeit und Pausen.

Wer sich auf uns einlässt kann die Erfahrungen der Langsamkeit, Achtsamkeit, Aufmerksamkeit und Fokussierung gewinnen.

 

Manchmal steckt unsere Form schon im Stein und will nur wahrgenommen und herausgearbeitet werden. Dann ist es ein "auf die Haut arbeiten". Es ist ein Arbeiten mit dem Stein.

 

Manchmal hat der Künstler/ die Künstlerin seine/ihre eigene Vorstellung und möchte dem Stein eine Form geben. Dann ist es ein Arbeiten an uns und der Künstler/ die Künstlerin muss schauen, ob wir sie lassen.

 

Immer aber ist es ein Dialog, ein Prozess von Werden und Loslassen, ein sich von Vorstellungen und Formen wieder verabschieden, um wieder zu einer neuen Form zu finden, bis ein Bild entsteht, zu dem es ein intuitives Ja gibt.

 

Die Arbeit an und mit uns ist wie das Leben. 

Immer ein Entwicklungsprozess und immer eine Überraschung.